Die CDA Südbaden in der Diskussion mit dem Abteilungsleiter Freiwilligendienste beim Caritasverband der Erzdiözese Freiburg Michael Bross

Ein freiwilliges soziales Jahr im Dienste der Gesellschaft – das ist für viele Jugendliche der erste Schritt nach der Schule in das „ reale Leben“ und oft die praktische Suche nach den eigenen Fähigkeiten und Interessen.
Diesen freiwilligen Dienst zu einem Pflichtdienst werden zu lassen, forderte 2018 die damalige Generalsekretärin der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer. Bundespräsident Steinmeier schließt sich dieser Idee 2022 an und im September 2022 hat sich der Parteitag der CDU dafür ausgesprochen.
Also eine allgemeine Dienstpflicht für junge Leute nach ihrer Schulausbildung?
Die Sozialausschüsse der CDU Südbaden diskutierten diese Frage mit dem Abteilungsleiter Freiwilligendienste beim Caritasverband der Erzdiözese Freiburg, Michael Bross.
Die Resonanz in der Gesellschaft für einen solchen Dienst ist groß. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung vom Oktober 2022 befürworten 64% der Befragten einen solchen verpflichtenden Dienst. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand und reichen von der Persönlichkeitsentwicklung über die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bis zur besseren beruflichen Orientierung.
Michael Bross machte aber die Schwierigkeiten in der Umsetzung deutlich: junge Leute können nur schwer gegen ihren Willen zu einem Gesellschaftsdienst gezwungen werden. Ein tatsächlicher Pflichtdienst wäre nur mit einer Grundgesetzänderung möglich. Auch die organisatorischen Rahmenbedingungen bis hin zur Bezahlung stellen Hürden dar. Eine solche neue Dienstform kostete zwischen 15-20 Mrd. Euro.
Nicht zu vergessen ist in dieser Hinsicht der gesellschaftliche Aspekt des sozialen Jahres. Einkommensschwache Familien können es sich kaum leisten, ein weiteres Jahr ohne entsprechende Vergütung zu finanzieren. Das freiwillige soziale Jahr wird in der Regel von einkommensstärkeren Schichten in Anspruch genommen. Hier müsste also erheblich nachgebessert werden, ebenso an der Verfügbarkeit der Plätze, die längst nicht in dem Umfang zur Verfügung steht, wie das allgemein angenommen wird. Eine Anerkennung des Dienstes könnte auch in der kostenlosen Nutzung der DB bestehen.
Statt einer Grundgesetzänderung wäre ein Rechtsanspruch auf ein soziales Jahr ein erster Schritt in die Richtung einer größeren Verbindlichkeit. Die bestehenden Freiwilligendieste (FSJ, FÖJ, BFD) sollten verbessert werden durch ein Freiwilligengeld von 402 Euro und entsprechender Sozialversicherungsbeiträge.
Für den Bezirksvorsitzenden der CDA Südbaden, Peter Weiß, ist klar, dass der Freiwilligendienst mehr Unterstützung als bisher benötigt.
„ Wir müssen hier mehr informieren und auch für eine gute und ausreichende pädagogische Begleitung sorgen. Ein Gesellschaftsjahr ist in erster Linie eine Chance für die jungen Leute selbst, sich in einem neuem Umfeld zu erleben und Kontakte zu knüpfen, die sie sonst nie erlebt hätten. Es geht nicht einfach darum, personelle Engpässe zu beheben. Es geht darum, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.“

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